Dienstag, 30. Oktober 2007

Practical Mission Field Experience











So nannte sich das Programm, dass ich letzte Woche in Jeonju absolviert habe. Man könnte vielleicht auch Kurz-Gemeindepraktikum dazu sagen. Es geht darum, dass die angehenden Pfarrer und Religionslehrer (natürlich auch Pafferinnen und Religionslehrerinnen^^) praktische Erfahrungen in einer Gemeinde machen, die nicht ihre eigene ist. Wir wurden nach Jeonju in die Antioch-Church geschickt. Das Markenzeichen dieser Church ist, dass sie wie eine Dose aussieht, weil ihr Kirche eigentlich ein Flugzeughangar ist, der im Laufe der Jahre immer größer geworden ist. Wir waren eine Crew von sieben Studenten aus der Hanshin-Uni. Mittwoch-Mittag sind wir angekommen und bis Sonntag Nachmittag geglieben. Eines ist klar: Wir alle waren tief beeindruckt von dieser Gemeinde. Mehrere Dinge, die uns aufgefallen sind und die uns herausgefordert haben: Das Wichtigste - in der Gemeinde wir absolut viel, intensiv und hingegeben gebetet! Jeden Morgen (7 Tage die Woche) ist um 5h Day-Break-Prayer an dem so um die 200-300 Leute teilnehmen. Dann gibt es Mittwoch Abend einen GoDi und am Freitagabend ein Gebetstreffen, sowie Samstag ein Gebetstreffen in kleinerem Kreis im Keller (das war hammer-intensiv – hui uiui). Außerdem betet die Gemeinde dieses Jahr das ganze Jahr 24-7. Das heißt also das jede Stunde im Keller eines der Church-Gebäude jemand betet - seit dem 1. Januar und bis zu 31. Dezember. Joseph, der Assistent Pastor, der sich (absolut fantastisch) um uns gekümmert hat, hat gesagt, dass auf der Gebetsliste immer die Namen der Pastoren stehen - also rund um die Uhr für ihn gebetet wird. Er hat gesagt, dass dies für seine Familie, die ja auch für ihn betet, niemals möglich wäre - but for a church it is possible! In der Church ist eines klar: Ohne Gebet könnte die Gemeinde niemals existieren!!! (o-ha wie wahr!!! aber immer so klar?) Außerdem ist die ganze Gemeinde aktiv und hat sich total engagiert. Jeder ist irgendwie rumgewuselt und hat irgendwas gemacht. Jedes Mitglied ist ein Mitarbeiter (...das kenn ich doch irgendwoher...).
Die Gemeinde wurde 1983 von einem Mann gegründet, der nicht so sehr wie Mission auf dem Herzen hatte. Diese Sehnsucht, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen, hat ihn gepackt, als er in Malaysia war und dort keine Kreuze in der Stadt gesehen hat - dies hat ihn tief betroffen und Gott hat einen Hunger in sein Herz gepflanzt, Mission zu betreiben und die Schönheit des Evangeliums in aller Welt bekannt zu machen. Er hat aber gemerkt, dass seine Gemeinde dieses Ziel nicht teilt und hat sich schließlich entschieden eine neue Gemeinde zu gründen. Die Antioch-Church. Und dass ist die defintive Kraft dieser Gemeinde: Sie hat ein Ziel: Mission! Und die ganze Gemeinde steht wie ein Mann (eine Frau) hinter diesem Ziel. Heute hat die Gemeinde 8000 Mitglieder, von denen 5000 aktiv am Gemeindeleben teilnehmen. Sie hat über 260 Missionare weltweit im Einsatz, vor allem hat sie den Mittleren Osten auf dem Herzen. Der zweite Zweig von Mission ist die heimische Mission, die sich vor allem durch soziale Arbeit ausdrückt. Die Gemeinde hat die am Rand der Gesellschaft stehenden Menschen auf dem Herzen: Arbeitslose, Obdachlose, behinderte Menschen (die Gemeinde hat ein Café; mein Lieblingsort mit leckerem Cappuchino, wo sie behinderte Menschen beschäftigen, damit sie ein Job haben und gebraucht werden), einsame, alte Menschen usw. Dies schlägt sich in verschiedenen Aktivitäten nieder: Z.B hat die Gemeinde ein Altersheim, wo wir einen Vormittag waren und geholfen haben dort zu putzen und die Menschen zu waschen und zu pflegen. Ich war tief beeindruckt, mit welcher Hingabe, Demut und Liebe Pastor Joseph den alten Menschen die Finger- und Zehnägel geschnitten hat - oh wow! Außerdem gibt es Bildungsprogramme für bedürftige Menschen, damit sie Bildung bekommen und eine Chance ins Berufsleben einzusteigen.
Was mir noch aufgefallen ist: Die Gemeinde ist theologisch absolut klar und keinesfalls liberal. Also es geht klar um Jesus Christus und darum, dass man zu Ihm finden muss, dass es einen Teufel gibt und dass es eine geistliche Welt gibt, die nicht immer nur positiv ist. Die PROK, die Denomination, zu der die Antioch-Church gehört, ist teilweise schon eher liberal - aber die Antioch-Church ist die größte, erfolgreichste und scheinbar bekannteste Gemeinde der PROK und gewissermaßen ihr Aushängeschild! Woran das wohl liegen mag???
Außerdem hat die Gemeinde eine Arbeit für Ausländer und dort um die 200 Leute - v.a. Chinesen (einen chinesichen GoDi), Vietnamesen (einen vietnamesischen GoDi) und englisch-sprachige Nationen (Kanadier und Amis vor allem im English-Service). Außerdem hat die Gemeinde relativ viel Jugendliche und weiß, dass sie in die nächste Generation investieren muss, damit sie als Gemeinde weiter besteht und nicht ausstirbt – sehr gut!
Und noch etwas, dass mich ganz besonders gefreut hat: Die Gemeinde hat um die 200 Kleingruppen und führt diese Woche D 12 ein. Das ist ein Jüngerschaftsprogramm, dass die einzelnen Mitglieder der Church zu mündigen Nachfolgern Jesu machen soll – cool! Der Senior-Pastor meint: Wir sind viele Leute (also hohe Quantität), aber wir müssen vor allem gut ausgebildete Leute haben (also hohe Qualität). Der Pastor, der für D 12 verantwortlich ist, war so ernsthaft und engagiert für D 12 und Jüngerschaft – wow!
Der Studiendekan der Hanshin-Uni, der uns besucht hat, hat uns ausländischen Studis eine Frage gestellt: Was ist der unsichtbare Motor dieser Gemeinde, der sie so handeln lässt, wie sie es tut? Ich glaube, ich habe die Antwort – der Senior- Pastor, Daniel Park, hat sie gegeben, als wir ein Meeting mit Pastoren und Ältesten hatten: „The Senior Pastor of this church is the Holy Spirit. We're only Assistent Pastors and work as a team. And I'm the team-leader.“ Zu sehen ist Daniel Park inmitten der Lobi-Band, er hat nämlich nach seiner Predigt zum Tamburin gegriffen und den Lobi wunderbar untermalt. Ich habe ihm daraufhin spontan den Namen "Tambourin-Man" gegeben. "Hey Mister Tambourin Man, play a song for me..."^^

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